
Flugsportring Kraichgau e.V. SinsHEIM
mehr als nur Flugsport!
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- Veröffentlicht: 02. Juli 2023
- Flug am 24. und 25. Juni von FX -
Nachdem ich die letzten Flüge genutzt hatte, um meinen Missing-Link vom Jura auf den Schwarzwald zu festigen ist die Idee gereift meine Freunde in einer meiner Fliegerheimaten in Sinsheim zu besuchen. Und natürlich mit dem Segelflugzeug.
Die Strecke von Bellechasse nach Sinsheim ist mit 300km natürlich sehr überschaubar. Aber es muss für das Gelingen so eines Ausflugs mit ohne Motor halt schon alles passen. Und vor allem müssen die mindestens zwei guten Tage mit ausreichend Thermik auf ein Wochenende fallen.
Schon seit Montag in der vorletzten Juliwoche schau ich auf das Wetter und die Idee reift zum festen Vorhaben heran. Auch am Freitagabend sind die Prognosen für meine Empfinden gut genug, auch wenn klar wird, dass der Schwarzwald am Sonntag für den Rückflug mit nicht so komfortabler Basis sehr blau werden wird. Also ohne die für uns Segelflieger so hilfreichen Wolken als Wegweiser zum nächsten Aufwind. Aber Sonntag ist ja erst übermorgen.
Also packe ich am Samstag früh meinen Schlafanzug und eine Zahnbürste ein und mache den Flieger parat. Dazu fülle ich die Wassertanks mit 100 Liter Wasser, um gegen den Wind eine bessere Chance zu haben. Mit dem zusätzlichen Gewicht erhöht sich die Flächenbelastung und ermöglicht bei höheren Geschwindigkeiten ein besseres Gleiten. An diesem Vormittag lassen die Wolkenflusen über dem Jura auch sehr auf sich warten beziehungsweise bleiben aus. Und ein strammer Wind mit über 25km/h weht mir genau entgegen. Meine anwesenden Fliegerfreunde sind nicht sehr zuversichtlich zu meinem Plan. Dadurch motiviert zieht mich die Piper gegen Mittag über den Chasseral. Nach wenigen vorsichtigen Kreisen merke ich, dass der Höhengewinn überschaubar ist und beschliesse auf Kurs zu gehen. Wegen den Lufträumen bei Basel und Zürich darf ich eh nicht so hoch sein…
Konzentriert auf die Krete und den Verkehr komme ich ganz gut voran und bin jetzt nahe dem Flugplatz Fricktal- Schupfart. Allerdings nur noch 400m AGL. Das hat aber den Vorteil, dass ich gut ein Hügel sehe und anfliegen kann, der dem immer noch strammen Wind perfekt ausgerichtet ist und erfreulicherweise treffe ich dann wie erhofft eine schöne Ablösung. Die wieder komfortable Höhe bringt mich jetzt mit Plus zum Hotzenwald. Der Anschluss zum Schwarzwald gelingt dann und das Wasser habe ich auch noch dabei. Jetzt schaut der Himmel wundervoll aus und die Wölkchen stehen schön aufgereiht vom Schwarzwald auf die Alp. Nach Blick auf die Uhr entschied ich mich wie gedacht die Alp lang zufliegen, aber halt vielleicht nur bis Aalen und nicht Beilngries.
An der Ankunft heute in Sinsheim habe ich keine Zweifel mehr. Und die Basis steigt über den Nachmittag weiter und während ich schon meinen Anflug über meine Geburtsstadt Heidelberg gedanklich ausweite, höre ich schon die PO, ME und DS im Funk. Welch Freude, auch wenn deren Situation der Freunde in Anbetracht der Uhrzeit südlich im Schwarzwald noch nicht so entspannt klinkt. Fröhlich ziehe ich nach dem Schlossbesuch in Heidelberg die Abstiegskreise über Tupolew und Concorde während mein Schweizer Wasser sich versprüht.
Welch fröhliches Wiedersehen. Der Flieger wird mir gleich abgenommen, geputzt und in der Halle versorgt, während mir der Stolz des Kraichgaus die Kehle hinabrinnt. Bestens versorgt und in prima Gesellschaft geht der Tag zu Ende und die Gedanken zur Heimreise kommen wieder in den Kopf. Muss ich den Zug nehmen oder kann das doch auch im Segelflug klappen?
Der Sonntagvormittag beginnt um 8 Uhr schon sehr sommerlich und die Sonne strahlt. Das bleibt auch so und erste Vögel ziehen ihre Kreise in den blauen Himmel. Die Kameraden bauen auch fleissig viele Flieger auf, alles steht lange parat und erst kurz vor zwölf ziehen die beiden Schulungseinundzwanzigen das erste Seilpaar weg. Ich muss langsam los und zum Glück bleiben beide 21igen hängen. Mit Zuversicht starte ich mal wieder im vertrauten Windenstart wunderschön und gleich bei Steinsfurt an der Autobahn erwische ich den ersten Schlauch, der mir schon eben 1000m unter den Tragflächen verschafft. Und das mit gutem Steigen. Ganz zuversichtlich blicke ich in den Süden. In Gedanken gehe ich die sich überschneidenden Flugplatztrichter durch und freue mich wie schön der Schwarzwald unter dem blauen Himmel ausschaut. Ich funke meinen Abflug und werde mit fröhlichen Grüssen und besten Wünschen verabschiedet. Und dann wurde es relativ einsam und es war fast niemand in der Luft unterwegs, vielleicht ist es den anderen Piloten einfach zu warm. Dieser folgende Flug läuft nun prima. Aufwinde muss ich nicht lange suchen und so darf ich mich auf mein unbeschreibliches Gefühl einlassen. Wertschätzend und der Freiheit bewusst Segel ich dahin.
Nah am Feldberg schiesst mich nochmal warme Luft nach oben auf über 2500m und über der Inversion darf ich einen Blick auf die Vogesen geniessen. Während ich sicher weiss, heute wieder in die Schweiz einzureisen. Ich nehme Fahrt auf, um nicht zu hoch wieder unter den Züricher Deckel zu düsen. Wieder bei Fricktal darf ich ein paar Meter mitnehmen und fliege wieder die Krete vom Jura bei Olten an. Schnell spüre ich, dass die heute nur für mich besonders gut funktioniert und freue mich schon auf das Wiedersehen in Bellechasse. Nach diesem Geradeausflug habe ich jetzt auch wieder Plus auf die neue Heimat. Ein bisschen will ich aber noch Spielen und fliege mit Endanflughöhe noch die in zwischen gut bekannten Landschaftszüge ab. Dabei macht sich ein Haufen Glückseligkeit in mir frei. Nach der Idee und dem Vorhaben wird mein Plan aufgehen.
Freundlich begrüsst im Funk melde ich mich nach dem Endanflug über den Silber glitzernden Bielersee und schicke dann meine Landemeldung an meinen Abflugort.
Welch Abenteuer – das ich das Erleben darf!
Viele Grüsse vom FX
Weitere Bilder finden sich in unserem Bilderblog:
https://www.flickr.com/photos/flugsportringkraichgau/albums/72177720309474319
Text: Felix Manger
Bild: Felix Manger